Pflege von reetgedeckten Dächern

Materialgarantie hinterlegt beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks


Nach europäischer Rechtsprechung muss der Hersteller oder Inverkehrbringer eines Produktes gegenüber dem professionellen Handwerksbetrieb nur für das Produkt gewährleisten und im Schadensfalle Ersatz leisten.

Die Materialgarantien des ZVDH stellen für Innungsbetriebe sicher, dass im materialbedingten Schadensfall sowohl die Material-Ersatzleistung als auch Lohnersatz und ggf. Gerüstbaukosten abgedeckt sind.

Treten innerhalb von sechs Jahren ab Auslieferung an den Handel bzw. unmittelbar an den Betrieb Mängel aufgrund fehlerhafter Produkte auf, verpflichtet sich der Hersteller:

1. das zur Beseitigung des Mangels erforderliche Material zu stellen,
2. die erforderlichen Ein- und Ausbaukosten (auf Basis regional üblicher Stundenverrechnungssätze) zu ersetzen,
3. die ggf. notwendigen Gerüstkosten zu übernehmen.

Voraussetzung ist jedoch, dass keine verarbeitungsseitigen Fehler gemacht wurden. Kann der Betrieb die fachregelgerechte und produktspezifische Ausführung nachweisen, tritt die Garantie des Herstellers in Kraft. Dem Hersteller ist jedoch Gelegenheit zu geben, den Schadensfall vor Ort zu besichtigen.

Josef Rühle, Geschäftsführer Technik beim ZVDH in Köln.
 

Wenn Ihr Reetdach altert


Reinigung, Pflege und Wartung

Wie umgehen mit Moosen, Flechten und Algen? Entfernen oder nicht entfernen? Hier scheiden sich die Geister! Einige Reetdachdecker empfehlen, den Bewuchs unangetastet zu lassen, andere empfehlen, jeglichen Bewuchs zu entfernen! Es gibt verschiedene Arten von Bewuchs auf Reetdächern

Polstermoos

Polstermoos liegt in der Regel relativ lose auf dem Reet und ist offensichtlich unschädlich. Es sollte jedoch entfernt werden, wenn das Reet darunter braun und verstoffwechselt ist.

Isländisches Moos

Isländisches Moos wird als Moos bezeichnet, ist aber eine bodenbewohnende Flechte. Diese besteht aus der Symbiose (Lebensgemeinschaft) eines Pilzes und einer Alge: Die Alge liefert dank ihrer Fähigkeit zur Photosynthese die lebensnotwendige Energie, während der Pilz das Gerüst bildet, für Haftung auf dem Untergrund sorgt und Wasser liefert. Diese Flechte wächst polsterförmige, teils rasenbildend. Die Symbiose wir meistens mit Schlauchpilzen, seltener mit Ständerpilzen eingegangen hinzu kommen ein- oder wenigzellige Grünalgen. Unter dieser Sorte Bewuchs ist das Reet erfahrungsgemäß deutlich häufiger nass und oft auch in den ersten cm verstoffwechselt. Eine Reinigung der Dachflächen, sollte mit Ihrem Reetdachdecker besprochen werden.

 

Algen

Algen haben erfahrungsgemäß keine Abbaurate für Reet, dafür haben sie einen anderen, gravierenden Nachteil: wenn sie, bevorzugt im Herbst, eine dicke geleeartige Schicht auf den Reetdächern bilden, schotten sie die Reetfläche nach außen ab, ein Austrocknen des Reetpakets ist nicht mehr möglich! Je länger die geschlossene Algenschicht auf dem Reetdach verbleibt, desto leichter haben es andere Organismen, (z.B. solche, die viel Feuchtigkeit brauchen um sich anzusiedeln), Fuß zu fassen. Das gilt auch für Organismen, die eine hohe Abbaurate haben und dem Reet erheblichen Schaden zufügen können.

Unsere Empfehlung geht dahin, Algen so zeitnah wie möglich zu entfernen! Hierzu werden verschiedene Maßnahmen angewendet, die je nach Witterung effektiv sind:

  • Trocken abputzen, die schnellste Variante, sie funktioniert aber nur, wenn eine ausreichend lange Trockenperiode vorausgegangen ist.
  • Abwaschen von Hand, mit Besen/Bürste oder rotierender Bürste motorisiert betrieben und Wasserschlauch (bei älteren Dachflächen oder bereits weicherer Oberfläche.
  • Abwaschen mit einem Hochdruckreiniger, dies ist jedoch nur bei harten Halmen möglich.

     

Beim Reinigen geht Substanz verloren!


Ja! Jedoch nur so viel, wie ohnehin bereits verstoffwechselt und somit nicht mehr hart und stabil ist! Reet, das nicht mehr stabil ist, möglicherweise keine Halmstruktur mehr aufweist, sondern eher „zusammengepappt“ aussieht, transportiert Feuchtigkeit im Halm ins Dachinnere und sorgt somit für ein fortschreitendes Auffeuchten des Reetpakets. In einem dauerfeuchten Reetpaket können die verschiedensten Organismen gedeihen und die Verstoffwechselung des Reets beschleunigen. Daher sollte das Reetdach immer möglichst frei von Bewuchs und möglichst plan in der Oberfläche sein.Es ist vorteilhaft, wenn der Halm quer zum Stängel bricht und eine Tropfkante bildet.

Fakt: je sauberer und planer die Oberfläche der Reeteindeckung, desto schneller kann sie nach Niederschlag abtrocknen und desto länger ist die Standzeit der Eindeckung!

Es obliegt dem Bauherren, dafür Sorge zu tragen, dass das Reetdach regelmäßig gewartet wird, aber ….. Es obliegt dem Reetdachdecker, seinen Bauherren darüber zu informieren, dass eine Reetdach regelmäßig gewartet werden muss!

Am geeignetsten erscheint hier ein Wartungs- oder Pflegevertrag, in dem die Intervalle und der Umfang der Wartung klar aufgeführt sind, fragen Sie Ihren Reetdachdecker! Wartungsverträge für Ihre Heizung, Ihr Auto (Inspektion) oder Ihre Zähne (Bonusheft) sind längst selbstverständlich und kleine Schäden früh erkannt sind in der Regel leicht zu beheben!

Mein Dachboden ist nicht ausgebaut. Brauche ich trotzdem Zu- und Abluftöffnungen?


„Früher“ waren die meisten Traufen offen konstruiert, am First gab es Eulenlöcher.

Geheizt wurde in den meisten Fällen in der Küche und an guten Tagen auch im Wohnzimmer, die Schlafräume waren in der Regel unbeheizt. Über dem Ganzen befand sich eine mehr oder minder dicke Lehmdecke, so dass im Dachgeschoss keine relevanten Temperaturgefälle auftraten.

Das hat sich geändert!
Zu unserem heutigen Wohlfühlklima gehören: ab 20 °aufwärts und zwar in allen Wohnräumen, erst recht im Bad und selbstverständlich werden auch die Schlafräume temperiert. Die „staubige, schmutzige“ Lehmdecke wird im Zuge der Renovierung der Häuser meistens entfernt. Wir bauen immer luftdichter, um die Wärme im Haus zu behalten und keine Energiekosten zu verschwenden.

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